Spitzentechnologien für modernen und ultrapräzisen Ultraschall: Gestochen scharfe Einblicke in Medizin und Industrie

Bildgebende Untersuchungsverfahren wie der Ultraschall und die Photoakustik sind aus der heutigen Medizin und Industrie nicht wegzudenken: Sie ermöglichen berührungslos und äußerst schonend, innere Strukturen – von organischem Gewebe bis hin zu Materialien und Werkstoffen – sichtbar zu machen. Als Schlüssel zur weiterführenden Diagnostik können mit modernsten Methoden in Echtzeit selbst feinste Veränderungen und Auffälligkeiten von Organen, Muskeln oder Blutgefäßen identifiziert, ernsthafte Erkrankungen in einem Frühstadium erkannt und passgenaue Therapiemaßnahmen eingeleitet werden. Aber auch im industriellen Umfeld finden radiologische Verfahren zur zerstörungsfreien Prüfung, Inspektion und Analyse vielfach Anwendung, um Defekte aufzudecken und die Qualität von Bauteilen sicherzustellen. Forschende des Fraunhofer ENAS tragen mit ihren Ultraschallwandlern dazu bei, faszinierende Einblicke in das Körperinnere zu gewinnen und damit die Gesundheitsvorsorge zu verbessern. Zugleich ermöglichen sie, auch verborgene Details technologischer Komponenten aufzuspüren und so für mehr Sicherheit zu sorgen.

Ultraschalluntersuchungen sind eines der wichtigsten bildgebenden Verfahren in der heutigen modernen Welt. Die auch als Sonografie bezeichnete Methode ist geeignet, um schnell und schmerzfrei diagnostische Hinweise auf eine erstzunehmende Erkrankung zu erhalten oder den Verlauf von Krankheiten zu kontrollieren. Aber auch in industriellen Anwendungen können mithilfe des Ultraschalls, zuverlässig und zerstörungsfrei beispielsweise Materialeigenschaften geprüft oder Unregelmäßigkeiten und Fehler in Werkstoffen erkannt werden.

 

Vom Echo zum Bild: Ultraschall als Fenster zum Körper in der Medizin

»Beim Ultraschall wird eine Ultraschallsonde über die Haut der Patientinnen und Patienten in Kontakt mit der zu untersuchenden Körperregion gebracht. Durch elektrische Anregung werden Schallwellen erzeugt, die über eine Sonde tief in den Körper eindringen. Treffen diese Schallwellen auf Organe oder Gewebe, wird ein Teil der Schallwellen zurückgeworfen, also reflektiert – ähnlich wie bei einem Echo. Da Knochen, Muskeln oder Blutgefäße jedoch unterschiedlich beschaffen und strukturiert sind, reflektieren oder absorbieren sie Schallwellen ganz unterschiedlich«, erklärt Dr. Chris Stöckel, Leiter der Gruppe »MEMS/NEMS Technologien« am Fraunhofer ENAS, das Funktionsprinzip des Ultraschalls.

So reflektieren zum Beispiel Knochen Schallwellen in hohem Maße. Flüssigkeiten, wie Blut, werden hingegen von Ultraschallwellen durchdrungen. Sie reflektieren Schallwellen nicht, sondern absorbieren sie. Basierend auf diesen unterschiedlichen Reflexionen und Absorptionen werden elektrische Impulse erzeugt, aus denen das typische »Schwarz-Weiß«-Ultraschallbild berechnet wird. Stark reflektierende Bereiche werden dabei »weiß« dargestellt, während absorbierende Gewebearten »schwarz« visualisiert werden. Das so entstehende 2D-Bild des untersuchten Organs oder Gewebes liefert Ärztinnen und Ärzten Anhaltspunkte über den Gesundheitszustand der betreffenden Körperregion oder Hinweise auf etwaige Anomalien.

 

Kleine Technik, große Wirkung: Mikromechanische Ultraschallwandler offenbaren filigrane Strukturen in der medizinischen Diagnostik

Damit selbst kleinste Unregelmäßigkeiten im Körperinneren erkannt werden können, braucht es mondernste und hochauflösende Technologien. Eine solche entwickeln die Forschenden am Fraunhofer ENAS. Verbaut in Ultraschallsonden, erlauben es die mikromechanischen Ultraschallwandler (Micromachined Ultrasonic Transducer, MUT) der Chemnitzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, auch feinste Strukturen zu detektieren.

»Möglich machen das auf Silizium-Wafern hergestellte ultradünne Membranen, die im Inneren der Ultraschallwandler verbaut und mit einem bis fünf Mikrometern Größe kleiner als beispielsweise ein rotes Blutkörperchen sind. Durch Anlegen einer Spannung werden diese Membranen in Schwingung versetzt, wodurch hochfrequente, für den Menschen jedoch nicht hörbare Schallwellen entstehen. Treffen diese Schallwellen anschließend auf ein Objekt, wie zum Beispiel Gewebe, wird das Signal reflektiert und kann ausgewertet werden«, erläutert Dr. Nooshin Saeidi, Leiterin der Gruppe »Micro Acoustic Systems« am Fraunhofer ENAS, die ebenfalls an MUT-Technologien forscht.

Das Besondere der Ultraschallwandler des Fraunhofer ENAS: Sie können kapazitiv oder piezoelektrisch betrieben werden. Der Unterschied besteht in ihrem Aufbau, der typischerweise aus zwei Elektroden besteht: Bei kapazitiven mikromechanischen Ultraschallwandlern (Capacitive Micromechanical Ultrasonic Transducer, CMUT) wirkt eine elektrostatische Kraft zwischen den beiden Elektroden. Durch Anlegen einer elektrischen Spannung entsteht ein elektrisches Feld, welches die Membran in Schwingung versetzt und Schallwellen erzeugt. Bei piezoelektrischen mikromechanischen Ultraschallwandlern (Piezoelectric Micromachined Ultrasonic Transducer, PMUT) werden hingegen piezoelektrische Dünnschichten direkt auf der Membran aufgebracht. Diese piezoelektrischen Materialien wandeln die elektrischen Signale, die durch Anlegen einer Spannung entstehen, in eine mechanische Auslenkung um und versetzen die Membran direkt in Schwingung, so dass Ultraschallwellen erzeugt werden.

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Beispiel eines piezoelektrischen, mikromechanischen Ultraschallwandlers, der auf einer Chipgröße von 10x10 Quadratmillimetern über mehr als 4.000 Membranen und sechs Kanäle zur elektrischen Anregung verfügt.
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Die MUT-Technologien beweisen ihre Stärken auch unter Wasser, beispielsweise im Bereich der Tauchernavigation.
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Aber auch für die Topografiekartierung unter Wasser sind die MUT-Technologien geeignet.

Flexibel in jeder Hinsicht: Hohe Designfreiheitsgrade und unterschiedlichste Anwendungsgebiete

»Ganz gleich, für welche Ultraschallwandler sich unsere Kunden entscheiden – auf eines können sie vertrauen: Unsere Ultraschallwandler können flexibel auf unterschiedlichste Kundenwünsche angepasst und in verschiedenen Konfigurationen hergestellt werden«, führt der Ultraschalltechnik-Experte Chris Stöckel aus.

Sie bestehen in der Regel aus einer Vielzahl von Ultraschallzellen, die parallel geschaltet oder in mehreren Elementen in Arrays angeordnet sein und separat gesteuert werden können. Sowohl Form und Größe als auch Anzahl der Membranen können auf unterschiedlichsten Chipgrößen aufgebracht werden. Dank des Einsatzes lithografischer Verfahren, lassen sich die Bauelemente dabei in kleinsten Abmessungen fertigen, was der Miniaturisierung kaum Grenzen setzt.

Ihre Flexibilität besteht jedoch nicht nur in ihrer individuellen Konfiguration. Auch ihre Einsatzgebiete sind äußerst vielseitig: Neben der Medizin zur Krankheitsdiagnostik und der Schwangerschaftsvorsorge, um die Entwicklung des ungeborenen Kindes und den Verlauf der Schwangerschaft zu beobachten, sind Ultraschallwandler auch ideal für Einsatzszenarien im Bereich der Materialwissenschaft und -analyse geeignet. Da sie die zerstörungsfreie Prüfung innerer Strukturen erlauben, können sie im Rahmen der Inspektion und Qualitätskontrolle Fehler in Materialien, wie zum Beispiel Risse oder andere Defekte, zuverlässig erkennen, die deren Funktionsfähigkeit erheblich einschränken. Das macht sie für die Automobilindustrie die industrielle Produktion, das Baugewerbe, die Luft- und Raumfahrt sowie für die Mobilität im Schienenverkehr interessant. Darüber hinaus können Ultraschallwandler ebenso im Energiebereich Anwendung finden: Ihre Fähigkeit, die Konzentration von Gasen zu messen, macht sie ideal zur Überprüfung kleinster Änderungen des Wasserstofffüllstands, der in Brennstoffzellen zusammen mit Sauerstoff elektrische Energie erzeugt.

Ihre einzigartigen Vorteile wie Miniaturisierung, hohe Empfindlichkeit, Temperaturstabilität, Designflexibilität und die Möglichkeit, mehrere Frequenzbereiche zu realisieren, machen die Ultraschallwandler neben dem Einsatz im Bereich Energie auch für andere industrielle Bereiche wie dem Chemiesektor, zum Beispiel zur Durchflussmessung und zur Hochtemperatur-Füllstandsmessung, interessant.

Die MUT-Technologie bietet daneben ebenfalls Vorteile für Anwendungen unter Wasser zur Objekterkennung und Topographiekartierung. Durch die erzeugten detaillierten akustischen Bilder von Unterwasserobjekten lassen sich beispielsweise Meeresböden vermessen, Taucher bei der Navigation unterstützen, kritische Unterwasserinfrastruktur überwachen oder im Rahmen der Unterwasserarchäologie Geheimnisse, die unter der Wasseroberfläche verborgen liegen, lüften.

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Optisch transparente kapazitive mikromechanische Ultraschallwandler auf einem 6“-Wafer, die eine Beleuchtung durch den Wandler für kompakte photoakustische Bildgebung ermöglichen.
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Die mikromechanischen Ultraschallwandler eignen sich für den Einsatz in der medizinischen Diagnostik genauso wie für industrielle Anwendungen.

Optik und Akustik kombiniert: Mehr Detailinformationen durch Licht und Schall für Industrie und Medizin

»Doch Ultraschalltechnologien haben auch ihre Grenzen, nämlich dann, wenn beispielsweise im Rahmen diagnostischer Untersuchungen Gewebe beurteilt werden soll, das viel Wasser enthält. Dann sind ihre Möglichkeiten schnell erschöpft. Da Flüssigkeiten Ultraschallwellen nicht reflektieren, sondern diese vollständig hindurchlassen, erscheint das Gewebe in der späteren Bildaufnahme in kaum unterscheidbaren Grautönen. Außerdem ermöglicht Ultraschall keine Aussage zu biologischen Parametern des Gewebes, wie deren molekulare Zusammensetzung oder Morphologie. Das macht einen gesicherten Befund zur Herausforderung«, erklärt Dr. Mario Baum, Leiter der Abteilung »Health Systems« am Fraunhofer ENAS.

Abhilfe soll eine neue Art der Bildgebung schaffen, die sogenannte Photoakustik. Bei dieser Methode wird das Gewebe nicht akustisch durch Ultraschall, sondern optisch mit Licht angeregt. Gewebe oder Material wird dabei mit gepulstem Laserlicht bestrahlt, was zu einer lokalen Erwärmung und Ausdehnung und dadurch zu einer akustischen Welle führt. Dieses akustische Signal kann mithilfe der Ultraschallwandler als Empfangseinheit in elektrische Signale umgewandelt und gemessen werden.

»Besonders interessant dabei ist, dass sich durch den Einsatz von Laserlicht unterschiedlicher Wellenlängen verschiedene Gewebearten selektiv anregen lassen, so dass sich Untersuchungen auf spezifische Bereiche konzentrieren können. So lassen sich beispielsweise Blutgefäße oder tumoröses Zellgewebe gezielt und deutlich sichtbar machen«, erläutert der Fraunhofer-Forscher Mario Baum.

Die Optoakustik verbessert damit nicht nur die Auflösung deutlich, sondern erhöht auch die Detailgenauigkeit der Bilder. Medizinerinnen und Mediziner können so weitere Informationen über die Zusammensetzung und die Struktur des Gewebes oder des Materials erhalten, was die diagnostische Sicherheit erhöht.

Alles aus einer Hand: Ultraschallkompetenz des Fraunhofer ENAS

Das Fraunhofer ENAS ist der Spezialist für die Entwicklung und Herstellung von mikromechanischen Ultraschallwandlern. Das Chemnitzer Institut bietet dabei als One-Stop-Shop alles aus einer Hand: Von der Idee, dem Design von Ultraschallwandlern, der Strukturierung von Silizium-Wafern, der Entwicklung von Mess- und Auswerteelektronik, ausgeklügelten Packaging-Konzepten zum Schutz der Ultraschallwandler in ihren jeweiligen Einsatzumgebungen bis hin zur Integration der Wandler in komplexe Systemlösungen.

Dabei überzeugen die Fraunhofer-Ultraschallwandler durch:

  • herausragende Sensitivität
  • große Designfreiheitsgrade und hohes Maß an Individualisierbarkeit
  • hohen Grad an Miniaturisierung
  • außerordentliche Stabilität, auch in Hochtemperatur- und rauen Umgebungen (getestet bei >200 °C)
  • Verzicht auf toxische Materialien (RoHS-Konformität)
  • Fertigung hoher Stückzahlen mit großer Reproduzierbarkeit
  • sofort einsatzfähige Plug-and-Play-Lösungen – ohne aufwändige Konfiguration oder Installation.

Wenn auch Sie von diesen Vorteilen profitieren und dank der nächsten Generation von Ultraschalltechnologien faszinierende Einblicke mit größter Detailgenauigkeit erleben wollen, dann nehmen Sie noch heute Kontakt mit uns auf.

Bei Interesse steht Ihnen ein voll funktionsfähiges Evaluation-Kit zum Testen Ihrer Anwendungsszenarien zur Verfügung. Sprechen Sie uns einfach an.

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