Nachwuchsförderung mit Perspektive: Zwei Auszubildene starten am Fraunhofer ENAS und am ZfM als Fachkräfte für Mikrotechnologie ins Berufsleben
Das Fraunhofer ENAS und das Zentrum für Mikro- und Nanotechnologien (ZfM) an der Technischen Universität Chemnitz begrüßen zwei Auszubildende der Fachrichtung Mikrotechnologie nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer dreijährigen Ausbildungszeit als neue Mitarbeitende. Die beiden Forschungs- und Entwicklungspartner verbindet nicht nur eine langjährige Kooperation mit vielen gemeinsamen erfolgreichen Forschungsprojekten. Die Chemnitzer Einrichtungen arbeiten auch im Rahmen der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses eng zusammen und schaffen so optimale Lernbedingungen für das Sammeln praktischer Erfahrungen.
Die Auszubildenden Lucie Hofmann und Kevin Müller konnten im August 2024 nach dem Ablegen ihrer letzten Prüfung in eine Anstellung übernommen werden und sind nun fester Bestandteil der Expertenteams im Bereich der Gasphasenabscheidung und Rasterelektronen-Mikroskopie. Im Interview berichten die beiden Absolventen über ihre Ausbildungszeit am Fraunhofer ENAS, ihre Arbeit am Institut, besondere Meilensteine und Highlights, die sie in den vergangen drei Jahren erlebt haben sowie ihre Wünsche für ihre berufliche Zukunft.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurer bestandenen Prüfung und schön, auch in Zukunft mit euch zusammenarbeiten zu können. Lucie und Kevin, warum habt ihr euch vor knapp drei Jahren für eine Ausbildung am Fraunhofer ENAS entschieden?
Lucie Hofmann:
Ich habe vorher an der Technischen Universität Chemnitz Elektrotechnik und Informationstechnik studiert, weil mich Naturwissenschaft und Technik schon immer begeistert haben. Allerdings habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass das Studium sehr theorielastig ist und ich mir eine Ausbildung mit mehr Praxisbezug wünsche. Über einen Hinweis aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis bin ich auf das Fraunhofer ENAS aufmerksam geworden. So habe ich von der Ausbildungsmöglichkeit zur Mikrotechnologin erfahren und war sofort interessiert.
Kevin Müller:
Bei mir stand auch das naturwissenschaftliche Interesse im Vordergrund, als ich mich nach einem Beruf umgesehen habe. Elektrotechnik, Chemie und Physik waren schon immer Themenfelder, für die ich mich begeistert habe und in denen ich mir vorstellen konnte, später auch zu arbeiten. Außerdem war es mir wichtig, einen Ausbildungsbetrieb in der Region Chemnitz zu finden. Da das Fraunhofer ENAS beides vereint, habe ich mich sehr gefreut, hier meinen Ausbildungsvertrag unterschreiben zu können.
Was hat euch während eurer Ausbildung am Fraunhofer ENAS besonders gut gefallen?
Lucie Hofmann:
Ein Highlight war für mich das Kernqualifikationsseminar in Leipzig. Dort haben wir zusammen mit Auszubildenden anderer Fraunhofer-Institute unterschiedliche Kurse belegen können, die fachliche und soziale Kompetenzen trainieren. So haben wir zum Beispiel an einem Training zu verschiedenen Präsentationstechniken und an Teambildungsaktivitäten teilgenommen. Im Rahmen dieses Seminars konnten wir nicht nur das Konzept der Fraunhofer-Gesellschaft als Forschungsorganisation besser kennenlernen, sondern auch neue Kontakte knüpfen und einen Einblick in andere Fraunhofer-Institute gewinnen.
Kevin Müller:
Ja, das stimmt, sich mit Auszubildenen anderer Fraunhofer-Institute austauschen zu können, war definitiv auch für mich ein Highlight.
Außerdem hat mir am Format der dualen Ausbildung besonders gefallen, dass wir im zweiten Lehrjahr die verschiedenen Forschungsabteilungen des Instituts durchlaufen konnten, die die Bearbeitung von Wafern durchführen. Auf diese Weise haben wir unterschiedliche Forschungsbereiche des Instituts kennengelernt und entsprechend eigener Interessen unseren Schwerpunkt beziehungsweise unsere Spezialisierung im dritten Lehrjahr gewählt.
Das Kennenlernen der Abteilungen des Instituts war aber auch für die Berufsschule von Vorteil, da wir so einen besseren Einblick in den Gesamtablauf der verschiedenen Prozesse der Waferbearbeitung gewinnen konnten. Dazu zählte zum Beispiel die chemische und physikalische Gasphasenabscheidung, bei der verschiedene Materialien aufgebracht werden, um als Leiterbahnen oder Isolatoren zu dienen. Aber auch in der Lithographie, bei der in einem lichtsensitiven Lack Strukturmuster erzeugt werden und im Bereich der Ätzverfahren, mit deren Hilfe Strukturen in die darunterliegende Schicht übertragen werden, konnten wir Erfahrungen sammeln. Diese Prozesse waren auch Teil des theoretischen Unterrichtstoffes. Deshalb war es hilfreich, dass wir die entsprechenden Abteilungen durchlaufen konnten und dadurch die einzelnen Schritte der Waferbearbeitung auch praktisch kennengelernt haben.
Lucie Hofmann:
Da kann ich Kevin nur zustimmen, wir hatten von Anfang an viel Freiraum und konnten unsere Ausbildung selbst aktiv mitgestalten, entscheiden, was uns besonders interessiert und uns in diese Richtung entwickeln – das ist keine Selbstverständlichkeit.
Während eurer Ausbildungszeit konntet ihr euch für eine spezifische Vertiefungsrichtung entscheiden. Warum ist die Wahl bei dir, Kevin, auf die Rasterelektronen-Mikroskopie (REM) gefallen?
Kevin Müller:
Für mich war es sehr spannend und erstaunlich zugleich, wie sich mithilfe der REM-Mikroskopie selbst die kleinsten Strukturen hochauflösend betrachten lassen und wir so ganz nah dran sein können. In der Regel sehen wir im Bereich der Mikro- und Nanotechnologien nicht direkt, wie die erzeugten Strukturen aussehen – weder mit dem bloßen Auge, noch mit der optischen Mikroskopie. Doch mit REM wird genau das möglich. Wenn zum Beispiel mithilfe von Ätzprozessen Schichten auf einem Wafer chemisch entfernt werden und unsere Kolleginnen und Kollegen diese Oberflächenstrukturierung untersuchen möchten, dann können wir diese dank REM tatsächlich sehr detailliert abbilden. So bin ich auf der kleinsten Ebene hautnah bei der Entwicklung winziger mikroelektronischer Komponenten dabei und das hat mich sofort begeistert.
Und bei dir Lucie – wieso hast du dich für die Spezialisierung im Bereich der physikalischen Gasphasenabscheidung (PVD) entschieden?
Lucie Hofmann:
Ich war von Anfang an von den Schichtabscheidungsanlagen und deren Funktionsweise fasziniert.
Mit diesen Anlagen können wir Schichten zum Beispiel von Kupfer, Aluminium oder Titan im Mikro- und Nanometerbereich auf verschiedenen Substraten, wie zum Beispiel Silizium oder Glas, genau abscheiden.
Außerdem kam ich ab der ersten Sekunde mit den Kolleginnen und Kollegen aus dieser Abteilung besonders gut zurecht, so dass meine Entscheidung, mich in Richtung PVD zu vertiefen, relativ schnell getroffen war.
Was fasziniert euch an eurer Arbeit besonders?
Lucie Hofmann:
Ich finde es schön, mit meiner Arbeit die Kolleginnen und Kollegen unterstützen zu können. Die Momente, in denen andere Abteilungen auf mich zukommen und ich sie beim Beschichten ausgewählter Substrate beraten kann, so dass diese am Ende die gewünschten Eigenschaften aufweisen, sind einfach toll.
Kevin Müller:
Mir geht es ähnlich. Es ist ziemlich cool, wenn Kolleginnen und Kollegen die Beschaffenheit einer Probe untersuchen möchten, ich ihnen dabei helfen kann und wir gemeinsam zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen. Mit meinem Fachwissen zu Forschungserfolgen beizutragen, mache ich einfach gerne.
Nach dem erfolgreichen Abschluss eurer letzten Prüfung konntet ihr nun übernommen werden und werdet zukünftig ein wichtiger Teil bei der Entwicklung smarter Systeme sein. Worauf freut ihr euch jetzt am meisten?
Kevin Müller:
Ich plane, in naher Zukunft eine Schulung für ein weiteres Analyseverfahren am REM, die sogenannte energiedispersive Röntgenspektroskopie, zu belegen, so dass ich Proben noch präziser analysieren und auswerten kann. Ganz allgemein möchte ich mich einfach noch besser mit den Technologien vertraut machen, mit denen ich arbeite und weiterhin viel von meinen Kolleginnen und Kollegen lernen.
Lucie Hofmann:
Bei mir ist es ähnlich. Ich möchte im Arbeitsalltag ankommen und freue mich, noch möglichst viel von meinen Kolleginnen und Kollegen zu lernen.
Wenn ihr für eure Zukunft am Fraunhofer ENAS und dem ZfM einen Wunsch hättet, welcher wäre das?
Lucie Hofmann:
Mein Wunsch wäre, dass es auch weiterhin ganz viele spannende Forschungsprojekte gibt, an denen ich mitarbeiten kann. Es ist immer wieder faszinierend, zu sehen, was alles im Bereich der Mikro- und Nanotechnologie möglich ist und dementsprechend hoffe ich, zukünftig noch an vielen Projekten mitzuwirken.
Kevin Müller:
Mein Wunsch für die Zukunft? Ich hoffe, dass ich mir in den nächsten Monaten und Jahren noch mehr Kenntnisse und Wissen aneignen kann, um diesen Beruf immer besser ausüben zu können.
Kurz gesagt, würde ich mir wünschen, dass es einfach so, wie es gerade ist, weitergeht.
Vielen Dank, Lucie und Kevin, für dieses Interview und dass ihr eure Einblicke und Erfahrungen geteilt habt.
Als Forschungsinstitut bietet das Fraunhofer ENAS ein modernes, internationales Arbeitsumfeld sowie vielfältige Aufgaben mit Gestaltungsspielraum und Verantwortung im wissenschaftlichen, technischen und administrativen Bereich.
Seit 2009 bildet das Institut Mikrotechnologinnen und Mikrotechnologen aus und setzt sich aktiv für die Nachwuchsförderung in Chemnitz und der Region ein.
Weitere Informationen zu aktuellen Stellenausschreibungen und Ausbildungsmöglichkeiten am Fraunhofer ENAS sind auf den Karriere-Seiten zu finden.
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